Vita eines einzigartigen Autos

Eine spektakuläre Auktion 
mit 171 Geboten

Die Vita des Mercedes-Benz 600 „Breschnew“ ist gut dokumentiert. Das Auto wurde am 21. April 1966 werksseitig an den Auftraggeber nach Moskau ausgeliefert. Die Exportbestimmung „Moskau UDSSR“ war bereits auf dem Fahrzeug-Datenblatt des Herstellers vermerkt. Das Auto wurde am 16. Mai 1968 in Moskau durch die Abteilung der staatlichen Kfz- Zulassungsstelle, Bezirks-Verwaltungsstelle für Inneres, Exekutivkomitee der Stadt Moskau, zugelassen. Halter war die 3. Abteilung der 9. KGB-Verwaltungsstelle beim Ministerrat der UdSSR. Dies dokumentiert der russische technische Fahrzeugpass.

Das Auto wurde unmittelbar nach der Zulassung dem persönlichen Fuhrpark von Leonid Breschnew zugewiesen. Dort befand es sich 14 Jahre bis zu seinem Tod. Nach Breschnews Tod 1982 wurde der Wagen bis zum Jahr 1987 weiterhin in Moskau gewartet. Dies dokumentieren ebenfalls Eintragungen im Fahrzeugpass. Auch Fahrleistungen sind dort bis 1990 quartalsweise belegt.3 Am 18. Juli 1991 wird der Wagen aus dem „Zollausland Rußland“ über das Zollamt Berlin-Packhof von der Privatperson Vladimir P. mit dem sowjetischen Amtlichen Kennzeichen P 2800 MT von Moskau nach Deutschland eingeführt. Bereits zuvor am 2. Juli 1991 wurde mit „Kaufvertrag für ein gebrauchtes Kraftfahrzeug“ der Wagen durch Wolfgang H. aus Berlin erworben. Fahrzeug und Schlüssel wurden am 16. Juli 1991 übergeben.4 1992 ließ der seinerzeitige Fahrzeughalter Wolfgang H. das Auto technisch und optisch für 390.000 D-Mark mit originalen Ersatzteilen restaurieren. So wurden Kotflügel, Chromteile, Holzeinlagen, Achsen, Kühler, Auspuffanlage, Lichtmaschine, Lenkung und Bremsanlage erneuert sowie der Wagen komplett neu lackiert.

Nach der Komplettrestaurierung wurde das Auto am 28. Mai 1993 mit dem Amtlichen Kennzeichen B-WH 168 auf Wolfgang H. in Berlin als Besitzer zugelassen.

Ende 1997 wurde das Fahrzeug vom Finanzamt Potsdam im Zuge eines Vollstreckungsverfahrens gepfändet und am 23. April 1998 durch Eintrag in den Fahrzeugbrief stillgelegt. In den Jahren zwischen 1998 und Anfang 2008 war es den gesamten Zeitraum über abgestellt. Anfang 2008 wurde das Auto durch das Finanzamt Potsdam im Rahmen einer Zoll-Auktion im Internet der Öffentlichkeit zum Kauf angeboten.

Am 1. Februar 2008 wurde der Mercedes-Benz 600 „Breschnew“ unter dem Pseudonym „buggi9“ von Burkhard S. aus Nordrhein-Westfalen ersteigert. Etliche nationale und internationale Medien haben seinerzeit umfangreich über die spektakuläre Auktion mit 171 Geboten berichtet, darunter die Fernsehsender Russia Today und n-tv.7 Der Kilometerstand des Mercedes-Benz 600 „Breschnew“ betrug zum Zeitpunkt der Versteigung am 1. Februar 2008 90.082 km.

Im Juli 2019 beträgt der Kilometerstand rund 91.400 km. Das Auto ist zugelassen auf das Kennzeichen EN–ZK 66 H. „ZK“ steht dabei als Abkürzung für „Zentralkomitee der KPdSU“ und „66“ für das Baujahr 1966.

Der Mercedes-Benz 600 „Breschnew“ war im Jahr 2009 Teil der Ausstellung des Landes Nordrhein- Westfalen „60 Jahre Bundeshauptstadt Bonn“ auf Schloss Brühl und wurde 2010 in der n-tv-Sendung „Die besten Autos von Mercedes – damals bis heute“ präsentiert. Das Fahrzeug befindet sich in einem guten Zustand und ist ohne Mängel betriebs- und fahrbereit und voll funktionsfähig.